Kohärent und rätselhaft

Kirsten Dietel stellt in Breitenholz aus

 

Es sind erdige Töne,die sie bevorzugt,wuchtige,rätselhafte Traumfiguren,die entstehen,wenn sie malt.Die Entringerin Kirsten Dietel stellt seit Sonntag ihre Bilder in der Art-Road-Way Kunstschule in Breitenholz aus -Bilder,die aus ihrem Unterbewusstsein aufgestiegen sind.die ohne Plan entstanden und doch zielstrebig zu ihrer Form fanden.

 

Von Thomas Marawitzky 

 

Kirsten Dietel zeigte ihre Arbeiten schon bei der Herrenberger Straßengalerie, beim  Unterjesinger Kunstdorf, sie gehört der Ammerbucher Künstlervereinigung an - aber sie war noch nie zu Gast in der Breitenholzer Kunstschule. Frederick Bunsen freute sich nun die 58-jährige Künstlerin dort begrüßen zu dürfen - er schätzt ihre Werke. Dietel ist Schauwerbegestalterin. Sie hat also einen Beruf erlernt, der nicht ganz kunstfern ist. Ende der 1990er  Jahre, erzählt sie, verspürte sie den Wunsch, etwas Neues zu beginnen. Sie begann also, an Skulpturen zu arbeiten."Und ich hatte gleich Erfolg", sagt sie. Gemeinsam mit anderen Künstlern Stellte sie in der Tübinger Kunsthalle aus.

 

Fast alles zwischen 2012 und 2014

 

Jenes blaue Schränkchen, dessen Oberfläche seltsam organisch wirkt und aus dem heraus mehrere Gesichter grinsen, ist ein Werk aus den frühen Tagen der Künstlerin. Es steht nun im Erdgeschoss der Breitenholzer Kunstschule als eine der wenigen Skulpturen ihrer Ausstellung. Sämtliche anderen Werke sind jüngeren Datums, entstanden zwischen 2012 und 2014 in einer mehr oder weniger zweidimensionalen Manier. Die Fläche allerdings hat bei Kirsten Dietel Tiefen, die nicht nur Bildes hineinspähen. Bei der 58-Jährigen kommt alles auf die Leinwand:  Stoff, Baumaterial,Pappe. "Alles was ich in die Hände bekomme",sagt sie."Das meiste davon sieht man später nicht ".

 

Malen ohne Plan

 

Und das Ergebnis ist stets offen.Kirsten Dietel malt ohne jeglichen Plan - ein fortwährendes Experiment also, das allerdings ansehnliche Ergebnisse abwirft.  "Ich schütte einfach etwas darüber",sagt sie"und suche mir dann eine Stelle in der Mitte die mir gefällt."Alles andere ergibt sich, die Inspiration kommt. "Aber nachvollziehen lässt sich das dann nicht mehr richtig." Max Ernst ging manchmal ähnlich vor. 

  

Vom Raum in die Fläche

 

Das Bemerkenswerte an Kirsten Dietels Bildern ist: So willkürlich ihre Entstehung vor sich geht, so kohärent und dennoch rätselhaft wirken die Arbeiten. Vom Raum hat sich die Entringer Künstlerin in ihrer Breitenholzer Ausstellung auf die Fläche zurückgezogen, aber dorthin setzt sie nun Gesichter und Figuren, fast naiv oder der Kunst indianischer Stämme entliehen, Geschöpfe, die ihr vielleicht im Traum erschienen sind, die urtümlichen Cartoon-Gestalten gleichen, die aus Kisten, Quadraten zu bestehen scheinen, eine leicht beknautschte und belebte Geometrie in warmen , immer zugleich wirkungsvoll und harmonisch aufeinander abgestimmten Farbtönen,

 

Mythologie und Traummotive

 

Helle Schatten, die in einer Welt aus einfachen irdischen Linien stehen, neben Bäumen, die schlank in einem fruchtigen Rot aufleuchten, eigentümliche Symbole, Kreuzungen, Hunde, Vogelwesen, Schiffe, Ornamente,Schattenwesen: "Ich beschäftige mich viel mit Mythologie und Traummotiven",sagt die 58-Jährige Kirsten Dietel schlicht. Das sagte sie vor zehn Jahren schon, als der "Gäubote" sie in ihrer Werkstatt besuchte. Seither ist sie einen großen Schritt weitergegangen in ihre Traumwelt hinein.

 

Gäubote 8,10.2014 

Kirsten Dietel
Malerei und Plastiken